Achtung: Evtl. Spoiler von Battlestar Galactica bis Folge 2.17!
Ich hab ja schon mehrfach geschrieben, daß ich im Moment gerade auf dem Galactica-Trip bin.
Ein Teil der Faszination für die Show kam auch immer daher, daß mir einige von den in der Serie dargestellten Entscheidungen (Menschenrechte, Demokratie) gegen den Strich gingen, und damit zum Nachdenken angeregt haben.
So langsam bin ich mir aber nicht mehr sicher, ob nicht meine Schmerzgrenze überschritten wird und ich mich mehr aufrege als bei einer Unterhaltungsserie gut ist.
Zuerst war da der Fall der Mißhandlung von Gefangen (Sharon, Six und Chief/Helo) in dem Pegasus-Mehrteiler.
Die nur knapp verhinderte Vergewaltigung von Sharon – und auch die wie mehrfach angedeutet stattgefundenen Vergewaltigungen von Six – waren schon sehr sehr hart an meiner Grenze.
Mir gingen schon die sonstigen Prügel- und Folterorgien bei den gefangenen Cylonen tierisch gegen den Strich, aber da könnte man noch argumentieren, daß das einfach Aggressionsabbau ist, so wie man bei einem Wutanfall seinem Auto einen Tritt gibt, wenn es nicht richtig funktioniert. Das war für mich grenzwertig, aber im Zweifelsfall tolerierbar, da hat das „Toaster“-Argument noch gezogen.
Aber eine Vergewaltigung ist halt nunmal etwas ganz anderes. Die im Laufe der Folge vorgebrachte „Rechtfertigung“ von wegen „You can’t rape a machine!“ sind dabei exakt der Punkt. Man kann eine Maschine tatsächlich nicht vergewaltigen, denn dabei geht es um Demütigung, Erniedrigung und Verletzung der – sprichwörtlich – intimen Grenzen. Alles Emotionen, die eine Maschine nicht empfinden kann. Wenn man es aber dann trotzdem macht, ist damit der Punkt erreicht, wo man zugeben muß, daß man die beiden eben NICHT mehr als Maschinen sieht, sondern als Personen, einschließlich Geschlecht. Und damit ist das „Toaster“-Argument hinfällig und hat nur noch Alibi-Funktion.
In Folge 2.17 wurde dann auf Grund des Drucks der religiösen Ecke – und mit Begründung der geringen und weiter sinkenden Bevölkerungszahl – das bisher geltende Recht auf Abtreibung abgeschaft. Die Präsidentin sagt zwar erst, daß der Kampf für die Rechte der Frauen, auch an ihrem eigenen Körper, für sie immer im Mittelpunkt standen, und sie das sicherlich nicht ändern kann und will. Sie ändert aber dann doch ihre Meinung, und setzt den Fortbestand der Gemeinschaft über das Selbstbestimmungsrecht. Baltar bringt es dabei für mich auf den Punkt:
I am so sorry, Madame President, but the Cylon have no understanding the meaning of the word „freedom“. How could they? They’re programmed…machines. Every time you take away one of our freedoms, every time we restrict or curtail one of our rights, we become one step closer to being like them.
Das Problem dabei ist, daß Baltar als zwielichte Person dargestellt wird, als Kollaborateur mit den Cylonen. Sprich, es wird angedeutet, daß er mit dieser – für mich aber absolut korrekten – Sichtweise dem „Feind“ in die Hand spielt.
Wenn man das dann alles in den Zusammenhang bringt, daß dies eine amerikanische Serie ist, und sich Amerika bei der Behandlung von Gefangenen, dem ganzen „War against Terror“ und auch innenpolitisch mit der religiösen Rechten nicht wirklich mit Ruhm bekleckert, bin ich mir nicht sicher, ob mit diesen Folgen nicht ganz bewußt Zeichen gesetzt werden, die mir so gar nicht gefallen.
Ich werde die Serie auf alle Fälle noch weiter schauen, aber im Moment hab ich sehr heftige Bedenken.