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Blog-Event XXXVII: Sentimental Journey

30.07.2008

Blog-Event XXXVII - Sentimental journey - Essen angestaubtDas Thema für den aktuellen Blogevent ist „Sentimental Journey“. Ob jetzt schön oder unangenehm, bleibt bei der Reise in die Vergangenheit jedem selbst überlassen. 😉

Was mich in meiner Kindheit essensmäßig am stärksten geprägt hat, war glaub ich der sonntägliche Braten mit Klösen. JEDEN Sonntag. Und ich wurde geweckt, damit ich den nur ja nicht verpasse und pünktlich um 12 am Mittagstisch sitzen konnte. Dumm dabei war nur, daß ich Klöße und Braten schon seit meiner ersten Erinnerung gehasst habe. Vor allem rohe Klöße. Diese glibberige Oberfläche und die quietschig ziehige Konsistenz. Ich mußte teilweise echt würgen, wenn meine Eltern mal wieder gemeint haben, sie müssen mich zu meinem Glück zwingen. Bis ich so 16/17 rum war, und ich mich behaupten konnte, waren die Sonntage (und Montage, weil da gabs immer die Reste) echt traumatisierend.

Mittlerweile ess ich Klöße und Braten, aber so gerne, als daß ich sie mir auch noch selber koche, definitiv nicht. Somit fällt diese Reise in die Vergangenheit also schon mal weg.

Positive Erinnerungen sind auf alle Fälle die belegten Brote, die mir meine Mom oft zum Abendessen gemacht hat, so ganz lieb verziert und dekoriert, in handlichen Stückchen, immer auch mit Obst und/oder frischem Gemüse. Oder unser WG Standardgericht, Brokkoli-Spaghetti, was es mindestens einmal alle zwei Wochen gab. Beides ist aber nicht wirklich was, wo es ein Rezept gibt bzw. wo man wirklich irgendwas ernsthaft kocht oder backt. Also auch nix.

Und dann, ja dann war da noch mein Opa. Er war gelernter Bäcker/Konditor, und so bis ich 12/13 war gabs an größeren Familienfeiern immer sein Heiligtum, eine Prinzregententorte. Die war der Hammer und der Höhepunkt jeder Feier. Ich hab also bei meiner Tante gebettelt – sie hat sein hoch geheiligtes Rezeptbuch geerbt – ob ich das Rezept haben kann. Konnte ich und somit gibt es von mir

Prinzregententorte a la Opa

Nachbacken ist natürlich erlaubt, aber nur, wenn ihr beim ersten Bissen einen netten Gedanken an meinen Opa schickt. 😉

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Blog-Event XXXVII: Prinzregententorte

30.07.2008

(Hauptartikel)

Teig

350g weiche Butter oder Margarine, ich hab halb und halb genommen
375g Zucker
2 Päckchen Vanillezucker
300g Mehl
75g Stärkemehl
6 Eier
1/2 Päckchen Backpulver
1 Prise Salz

Aus den Zutaten einen Rührteig herstellen. Dünn in eine mit Backpapier ausgelegte Springform streichen und bei 175° (Umluft, vorgeheizt) einzelne Böden (10-13 Stück) backen und dann abkühlen lassen. Die Backzeit hängt natürlich etwas von der Dicke der Böden ab. Am Besten beim ersten Boden immer wieder beobachten und sich diese Zeit dann merken.

Ich habe mit einer 26er-Form 11 Böden gebacken, die jeweils 10 Minuten im Ofen waren. Mit zwei Springformen, die ich abwechselnd verwendet habe, ging das auch recht angenehm:

Buttercreme

3 Päckchen Vanillepudding
1l Milch
200g Nougat
500g Butter

Den Vanillepudding nach Packungsanleitung, aber nur mit einem Liter Milch, zubereiten und abkühlen lassen. Mit der Butter und dem Nougat verrühren, alles sollte dabei Zimmertemperatur haben. Falls die Böden noch nicht fertig sind, die Creme zwischenzeitlich kühl stellen.

Den ersten Boden auf einen Kuchenteller legen (KEIN Kuchengitter! Die Torte wird zu schwer, das hält der unterste Boden nicht aus!) und mit Creme bestreichen, nächsten Boden drauflegen, wieder mit Creme bestreichen usw. Die Unebenheiten bei den Böden mit der Creme ausgleichen, die Torte sollte oben gerade werden. Die Böden gut aufdrücken, damit keine Luft eingeschlossen wird. Den obersten Boden nicht mehr bestreichen, die restliche Creme dafür nehmen, Lücken an den Rändern auszugleichen, so daß auch die Seiten glatt und gerade sind.

Mit Zartbitter-Kuvertüre oder -Tortenguß überziehen und über Nacht an einem kühlen Ort durchziehen lassen.

Die Torte ist keine original Prinzregententorte. Was ich gelesen habe, ist da der Teig ein normaler Biskuit, außerdem hat sie nur sieben Böden, was die bayerischen Regierungsbezirke darstellen soll. Bei manchen Rezepten kommt auf den obersten Boden auch noch Aprikosenmarmelade. Aber mein Opa war ja ein kleiner Protzer, wenns um seine Werke ging 😉 , und damit hat er immer mehr Böden gemacht. Außerdem hat die klassiche Torte wohl eine reine Schokoladencreme, hier ist es ja Nougat.

Bei meinem Opa waren die einzelnen Böden und die Creme dazwischen natürlich exakt gleich dick und gleichmäßig. Gelernt ist halt gelernt, dagegen kann ich als popeliger Amateur nicht anstinken.

Was ich interessant fand war, daß in dem Rezept Vanillepudding als Basis für die Creme genommen wird, und nicht Schoko oder Nougat. Meine Mom hat aber erzählt, daß er das immer so gemacht hat – Vanillepudding, und dann die Geschmackszutat (Schokolade, Nougat, Nüsse etc.) extra noch dazu.

Die Torte ist – keine Überraschung – extrem üppig, also eher für größere (Familien-) Feierlichkeiten geeignet. 20 gut füllende Stücke bringt man da ohne größere Probleme raus.