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Diskussion oder Boykott?

06.05.2007

Auf meinen Streifzügen durch diverse Blogs bin ich auf diesen Artikel gestoßen. Ich verstehe zwar jetzt die Aufregung nicht so wirklich, so wie sich das für mich liest, ist das ein ganz normaler YouTube-Account, kein Sponsoring oder bla, aber gut.

Ich fand es allerdings schon immer schade, wenn Meinungen/Personengruppen/Ideologien einfach ignoriert werden, teilweise mit einem „mit sowas red ich doch nicht mal“, anstatt sich der Diskussion zu stellen.

Ich fand es damals nach der Wahl in Sachsen eigentlich ziemlich schwach, daß die restlichen Parteivertreter „aus Protest“ die Diskussionsrunde verlassen haben, wie der NPD-Kandidat kam. Wenn ich was von einem Politiker erwarte, dann daß er rhetorisch und auch fachlich soweit fit bzw. vorbereitet ist, daß er die populistischen Phrasen der Rechten in so einer Runde als genau das entlarven kann.

Ich kann nicht erwarten, daß ich die Meinung der – in dem Fall – Wähler zu meinen Gunsten beeinflusse, wenn ich mir noch nichtmal die Mühe machen will, mit ihren Vertretern zu diskutieren. Das wäre so eine schöne Gelegenheit gewesen, deren Zielgruppe vor dem Fernseher zu erreichen und sachlich darzulegen, daß die zu 99% (wenn nicht mehr) nur leere Luft labern, die faktisch mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage nicht sonderlich viel zu tun hat. Aber nein, so konnten sich die NPD-Vertreter auch noch in der Märtyrer-Sonne aalen, weil, ne, „schaut mal, wie sollen die für euch kleinen Mann da sein, die sind doch so abgehoben, halten sich für sowas Besseres, die wollen mit mir als euren Vertreter noch nicht mal sprechen.“

Genau aus dem Grund hat mich die Wiederwahl von Bush auch nicht so sonderlich überrascht. Ich hab ca. ein halbes Jahr vor der Wahl in einem (linken) amerikanischen Forum eine Diskussion über dieses Thema geführt, und auch da hat man keinerlei Bereitschaft gezeigt, sich auch nur ansatzweise diskussionsmäßig auf das Niveau der Gegenseite „herabzulassen“, das hat man ja nicht nötig. Die sollen gefälligst die Verfassung lesen, die sollen ihre Nachrichten nicht nur aus den diversen Propaganda-Blättern beziehen, die sollen ihre religiösen Auffasssungen aus der Politik lassen. Jo, Überraschung, haben sie nicht.

Es wäre zwar schön, aber man kann nicht voraussetzen, daß jeder Mensch (Wähler) vor der Wahl Parteiprogramme wälzt, Wirtschaftsberichte liest und/oder sich auf sonstige Art und Weise aus eigenem Antrieb informiert. Wenn ich Menschen erreichen möchte, vor allem, wenn ich ihre Meinung beeinflussen möchte, muß ich von mir aus mit ihnen in Kontakt treten, ihnen die Information, die ich subjektiv für wichtig halte, nahe bringen – auf einem Level, den sie verstehen und der sie anspricht. Viel von den Wahlkämpfen damals (sei es jetzt die in Sachsen oder in Amerika) ging auf die emotionale Schiene, auf das „Wir sind die Vertreter des kleinen Mannes. Laßt doch die elitäre Linke in ihrem abgehobenen Club über euch spotten, wir sind für euch da, wir sprechen eure Sprache.“ Und haben sie in dem Fall tatsächlich, das muß man ihnen neidlos zugestehen.

Bei YouTube hat man (hoffentlich, wir werden sehen) durch die Kommentarfunktion die Gelegenheit, heftig Gegenwind zu produzieren – und kann damit vielleicht auch die Leute erreichen, die normalerweise nicht in Medien lesen, in denen ihr Weltbild in Frage gestellt wird. Von daher finde ich es eigenlich eher ne gute Gelegenheit, dort die Beiträge sachlich und sauber zu diskutieren und evtl. auch mit Beispielen, eigenen Filmchen etc. zu widerlegen. Sprich, der Propaganda nicht widerstandslos das Feld zu überlassen.

Das Spiel „Meinungsbeeinflussung“ kann schließlich von zwei Seiten gespielt werden. 😉

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