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Individuum vs. Gemeinschaft

29.07.2007

Achtung, evtl. gibt es hier Spoiler zu Battlestar Galactica (bis Folge 2.05)!

Ich bin gerade am BSG gucken, seit langem mal wieder eine Serie, die mir echt Spaß macht und wo ich auch dranbleibe.

In der Folge 2.05 wird Starbuck angeschossen und findet sich in einem Krankenhaus wieder. Dort wird dann auch festgestellt, daß sie fruchtbar ist, eine Eigenschaft, die laut Arzt mittlerweile sehr selten ist und für die Reste der Menschheit (knapp 50000) somit von großer Bedeutung. Der Arzt legt ihr sehr deutlich nahe, daß sie damit die Verpflichtung hat, Kinder zu bekommen, damit die Menschheit sich weiter vermehrt und nicht ausstirbt.

Es stellt sich dann zwar heraus, daß der Arzt ein Zylone und das Krankenhaus eigentlich eine Gebährfarm ist, aber die Frage, was würde in einer Welt, in der die Menschheit extrem dezimiert und Fruchtbarkeit eine Seltenheit ist, mit den Rechten des Individuums – besonders der Frauen – passieren, find ich recht interessant.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich grundsätzlich das Wohl der Gemeinschaft über das Wohl des Individuum setzen würde. Denn wer kann dieses Wohl neutral definieren? Würde sich jemand SELBER ein Recht nehmen, um die Gemeinschaft voranzubringen? Ich denke eher nicht, solche Entscheidungen werden meistens von Personen getroffen, die durch die Gemeinschaft davon profitieren würden, aber als Individuum nicht betroffen sind.

Andererseits kann aber eine Gemeinschaft nur funktionieren, wenn man dazu bereit ist, auch zurückzustecken. Aber wie weit?

Ein Kind zu bekommen, ist etwas sehr persönliches. Es betrifft den eigenen Körper, der durch Veränderungen geht. IN einem selbst reift ein neues Individuum, für das man – mindestens in der Zeit der Schwangerschaft – auch Verantwortung hat. Die Kritik, daß nach „Mein Bauch gehört mir!“ auch ein „Mein Kind gehört mir!“ folgt, also das Kind als Objekt und Eigentum angesehen wird, geht da so ziemlich 100% am Thema vorbei. Das hat mit dem Kind und dem evtl. beteiligten Mann erstmal nichts zu tun, das sind „nur“ die Konsequenzen. Es geht alleine um das Recht, selber zu entscheiden, was mit seinem Körper passiert, was ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Gleichberechtigung geht davon aus, daß Menschen unabhängig vom Geschlecht die gleichen Fähigkeiten haben können (nicht müssen!), in dem Fall ist das aber dummerweise nicht gegeben, es können im Moment nun mal nur Frauen Kinder bekommen. Im Endeffekt kann es also nur WIRKLICHE Gleichberechtigung geben, wenn die medizinische Forschung dahin geht, für diesen Unterschied Alternativen zu schaffen.

Bis dahin wird Frauen nur schwer die Möglichkeit gelassen werden, frei und individuell für sich zu entscheiden, in ihrem Körper ein Kind wachsen zu lassen oder nicht – je nach Situation und Gesellschaftsordnung kommt da ein mehr oder weniger starker Druck und eine Einmischung von außen.

Und das ist auch der Knackpunkt, solange nur ein Teil einer Gemeinschaft eine für diese wichtige Aufgabe erfüllen kann, liegt bei dieser Gruppe auch die Verantwortung dafür. Individuelle Rechte sind nur dann möglich, wenn die dazugehörigen Pflichten von der Gemeinschaft getragen werden können.

Gefallen tut mir das aber gerade in dem Zusammenhang nicht wirklich.